Donnerstag, 12. Juni 2008

Mirabellen und Masuren

Ich war also in den Masuren. Vorher aß ich noch Mirabellen während ich mir den neuen „Narnia“-Streifen im Kino ansah. Der Film war synchronisiert und ich habe nicht alles verstanden, aber so kompliziert war die Geschichte nun auch wieder nicht, wenn man den ersten Teil gesehen hat, was ich nicht habe. Irgendwie gings dann doch und hinterher zerriss man sich den Mund über die Kindergeschichte, in der erstaunlich viele Leute getötet wurden. Da lob ich mir doch Bud Spencer und Terence Hill. Die versteh ich und es kommt niemand um.
Am Freitag gings dann ab nach Masuren, genauer gesagt nach Giżycko. Die Zugfahrt dorthin dauerte für polnische Verhältnisse nicht zu lang, so um acht Stunden halt. Für eine Strecke von 425 Kilometern ist das jetzt zwar ziemlich lang, dafür kostet die Fahrt dann aber auch nur neuneinhalb Euro. Bei dem Preis-Leistungsverhältnis geht das schon klar.
So, als ich dann endlich irgendwann mein Ziel erreichte – ich sah die Seen schon vom Zugfenster aus – war ich etwas kaputt und hungrig und fand meine Oma fast auch Anhieb. Das mit dem Abholen vom Bahnhof klappte also sehr gut und nachdem man sich gefreut hatte, sich mal wiederzusehen – man, das sind meine Oma, mein Onkel und seine Frau – ging es erstmal ins Hotel und danach was Essen.
Am nächsten Tag gings dann über Seen und Kanäle nach Mikołajki, einem kleinen, touristisch äußerst erschlossenem 'Küstenstädtchen'. In Giżycko wars genauso. An der Strandpromenade standen viele Spielsachen und diverse Etablissements rum, die auf die Touris nur so warten.
Die Seen sind allerdings wunderschön und so auch die Landschaft, die ja irgendwie dazugehört.
Es gab viele Vögel, vor allem Möwen und Schwäne und auch Angler und unheimlich viele große und kleine Boote.
Das Hotel „Zamek“ war auch ok und die Leute, die dort arbeiten scheinen sehr nett zu sein. Ich werd ganz bestimmt nochmal hinfahren und etwas länger bleiben, denn Masuren ist echt 'ne schöne Gegend.
Die Rückfahrt war weniger nett. Es war heiß und der Zug schon etwas voll. Zum Glück war kein Feiertag. Tja, das er auch wirklich nicht, zumindest nicht für die polnischen Fußballfans und diejenigen, die sich dafür halten. Am selben Abend habe ich mir mit Dani noch das Spiel Polen – Deutschland angeschaut. Naja, alles haben wir nicht gesehen, denn wir waren etwas spät dran. Nicht richtig spät, aber halt zu spät für wirklich gute Plätze auf dem Plac Wolności. Auf diesem hatte die Brauerei Warka tüchtig viel Kram aufgebaut. Unter anderem auch eine Tribüne und ein Zelt, die schön den weiter entfernten Blick auf die riesige Leinwand verhinderten. Die paar Bäume, die dort standen, taten dann ihr übriges. Aber egal, alle waren in Volksfeststimmung und da läst man sich das doch nicht entgehen, nur weil man nicht alles sieht.
Also flugs noch krass teures und dazu noch warmes Bier aus Alibikühlschränken gekauft und auch gleich was davon abgegeben. Gleich vor, nein, IM Zelt saß nämlich noch ein nicht ganz alltäglicher Bettler: Ein Bierbettler. Er fragte nicht nach dem üblichen Kleingeld für Bier, sondern gleich nach Bier. Da bekam er auch was, man prostete sich zu und dann konnte man endlich losgucken. Notiz: Die Bettler hier in Polen sind übrigens viel ehrlicher und geben oftmals zu, dass sie das Geld für Bier ausgeben wollen. Was das Suchtfördernde meiner eben beschriebenen Handlung angeht, so war mir das zu diesem Zeitpunkt recht egal. Immerhin denke ich jetzt nochmal drüber nach.
Was dann allerdings geschah spottete jeder Beschreibung. Die deutsche Mannschaft wurde bös ausgebuht und mit erigierten Mittelfingern begrüßt. Fand ich unnötig und unsportlich. Naja, für Nichtsportfans wie mich ist das wohl etwas anders als für die 'richtigen' Fans, die im weiteren Verlauf immer mehr das Interesse am Spiel zu verlieren schienen... aber erst nach der Halbzeit.
In der Pause waren wir das wohl teuerste Schaschlik unseres Polenaufenthalts essen. Für Dani wars gleichzeitig auch das schlechteste. Und warum kauft man sich so teures Schaschlik? Weil man nicht merkt, dass die angegebenen Preise pro 100g gelten. Da kommen ganz schnell über zehn Euro zusammen, sogar in Polen! Einfach eine schlechte Idee.
So, zweite Halbzeit, zweites Bier. Auch warm, sogar noch wärmer. Runtergewürgt. Ich mag Warka nicht und mache sie für meinen Nichtgenuss verantwortlich. So. Tor. Das zweite für die Deutschen. Und die Polen? Ja, das habt ihr ja wohl auch gesehen, dass die da Probleme mit dem Abseits hatten. Schade.
Ich persönlich war ja für ein 1:1 und wenn das nicht geht, dann halt ein 2:1 für die bessere Mannschaft. In diesem Fall Deutschland, dass musste ich schon zugeben. Und hinterher war die Stimmung im Keller. Ein Typ nicht weit von uns bekam flugs was drauf und war bestimmt auch nicht der Letzte an diesem Abend nicht körperlich unversehrt nach Hause, bzw. ins Krankenhaus kam.
Hm, vorhin – es ist schon einige Zeilen her – da klingelte unser Nachbar von oben drüber und fragte, ob es bei uns auch nach Benzin oder so rieche. Ich roch nix und hatte erst kurze Zeit vorher geduscht. Da war ich schon erstaunt, als ich plötzlich in der Wohnung rumroch und im Badezimmer fündig wurde. Keiner weiß, woher der Geruch kommt. Ich hoffe er geht bald weg.
Gestern Abend haben wir hier den „Doors“-Film geguckt. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass so viele Live-, Sauf- und Sexszenen in dem Film vor kamen. Aber viel mehr hat Jim Morrison ja auch nicht gemacht.
Am Freitag schreibe ich (endlich) meine schwierige Syntaxklausur. Wenn die man gut geht, dann wäre das schon schön. Ich verstehe die Materie jetzt auch immer besser. Das liegt bestimmt am konzentrierten Denken.
So langsam merke ich auch, dass die Zeit hier in Poznań bald zu Ende ist. Dazu später mehr. Ich habe zurzeit übrigens auch kein Internet mehr. Unser oller Vermieter hat wohl immernoch nicht seine Rechnung vollständig bezahlt. So ein Hampelmann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen