Mittwoch, 25. Juni 2008

Orzew zawsze musi szantować jabol oder Wie Anna dem Tod entrann

Was so passiert ist?
Eine Menge. Fußball, zum Beispiel. Außerdem sind meine Emails verschwunden und ich weiß immer noch nicht, warum.
Ich esse gerade Kirschen. Unser Nachbar hat die vorgestern vorbeigebracht, zusammen mit der Stromrechnung, die ich morgen bezahlen werde. Unser Stromverkäufer will uns aus irgendeinem Grund sprechen. Vielleicht wollen sie das ja nicht mehr, wenn die Rechnung bezahlt ist.
Heute Abend, bzw. gleich treffe ich mich mit Kevin und gerade merke ich, dass es heute wirklich sehr windig ist. Noch mal zurück zum Fußball: Der wird hier gern geguckt, und ich muss zugeben, dass das schon manchmal richtig Spaß machen und spannend sein kann. Gestern war das Spiel nicht sonderlich klasse (Italien : Spanien oder umgekehrt), aber immerhin gab es irgendwann einen Gewinner und ich sah einen sehr traurigen Italiener.

Außerdem habe ich mir unerwarteter Weise eine Gitarre gekauft. Ich war mit Dani und ihrer Schwester beim Flohmarkt bei Garbary (Stadtteil Poznańs) und dort gab es jede Menge lustiger, alter, schöner, neuer und kaputter Sachen. Die hässlichen Sachen gehören zu den lustigen. Kann man drüber streiten, nicht wahr?
So, und da waren also auch Gitarren und andere Instrumente und ich guckte mir welche an, aber es waren nicht viele brauchbare dabei. Die meinige war trotz ihrer beiden Risse in der Decke noch am brauchbarsten und den Koffer gabs auch mit dazu. So.
Meine Klausuren habe ich jetzt endlich alle geschrieben - es waren nicht viele - und die Kurse sind auch alle vorbei. Das heißt, ich kann mich zurück lehnen, einen (kurzen) Praktikumsbericht schreiben und das hoffentlich schön bleibende Wetter genießen.
Gerade aß ich die letzte Kirsche und muss sagen: Lecker. Die mehr oder weniger traditionelle - ich kenn mich da nicht so gut aus - Frucht Polens ist ja die Erdbeere. Von denen habe ich auch schon einige verdrückt.

Wie ich schon erwähnt habe, wird die Zahl der Austauschstudenten hier immer kleiner. Man merkt wirklich, wie sich die Zeit hier dem Ende zuneigt und es ist kein schönes Gefühl. Ich würde eigentlich noch gerne bleiben, aber mein Studium soll auch mal wieder vorankommen und ich will auch mal wieder die Leute in Deutschland wiedersehen - d.h. auch einige von euch Lesern. Dani ist jetzt auch schon weg.
Ich frage mich, ob ich mich wieder gut einleben kann, wenn ich wieder da bin. Wir werden sehen. Mein Polnisch will ich auf jeden Fall weiter pflegen und wenn schon nicht in einem Sprachkurs, dann doch wenigsten durch den Kontakt zu Muttersprachlern, von denen ja einige in Bielefeld rumlaufen.

So, jetzt muss ich auch schon gleich los zum Kevin. Wenn ich wiederkomme, schreibe ich weiter. Wenn ich wiederkomme schreibe ich weiter. Das Komma machts. Bis später.

>>>Einen Tag später<<<

So, jetzt bin ich wieder da. Ich wollte ja eigentlich gestern noch schreiben, aber soweit kams dann doch nicht. Ich behauptete ja, ich würde den Eintrag dann auch am heutigen Tag ins Internet stelen. Hab ich ja nicht. Tut mir Leid. Was war denn überhaupt los?
Also, erstmal haben Kevin und ich Essen gesucht und einen Chinesen gefunden. Ich scheine hier ständig essen zu gehen, aber es ist ja auch billiger als in Deutschland. Es stießen dann noch Michał und Krystian dazu und dann gings in ein von Michał empfohlenes Café. Die hätten und hatten einen schicken Hinterhof. Die Chefin wollte eigentlich gerade zu machen, aber Michał überredete sie, uns noch rein zu lassen unter der Bedingung, dass wir nur ein Bier trinken. Er meinte, dieses Café wäre genau der richtige Ort, um Mädchen zu beeindrucken, weils da so romantisch sei. Joah, war ok.
Nach der kurzen kleinen Runde ging Kevin nach Hause um noch etwas zu ackern. Die anderen Beiden und ich gingen dann so rum und beratschlagten, was zu tun sei. Notiz am Rand: Warum sagt man 'beratschlagten' anstelle von 'beratschlugen'?
Wir wollten Wein besorgen und es uns noch etwas draußen gemütlich machen, als wir plötzlich noch weiteren Bekannten der beiden Polen begegneten, von denen Orzew sich uns anschloss. 'Orzew' bedeutet 'Baum'; seinen richtigen Namen erfuhr ich nicht.
Der Wein, den man besorgte, war äußerst billiger Gangart und hieß "Big Owocowe Jerry", was soviel wie "Großer Fruchtiger Jerry" heißt. Total bekloppt. Es waren Kirschen auf dem Etikett abgebildet, allerdings glaube ich nicht, dass dieses Getränk jegliche natürliche Aromastoffe auch nur im entferntesten enthält. Der Geschmack ähnelte auf ganz komische Art dem von Stilkirschen, halt nur gepanscht mit Alkohol. Ganz komisch und ganz schön süß. Naja diesen Fusel, auch 'Jabol' genannt - der original Jabol ist wohl ein billiger Apfelwein (wegen 'jabłko - Apfel, glaube ich) - tranken wir dann und haben uns mal richtig nett unterhalten. Zu schade, dass Michał schon in drei Tagen nach Amerika fährt. Tja, sogar die Polen fahren weg.
Einige Stunden zuvor hatte ich noch mein Tutorium. Für Monika, Joanna und Paulina war es das letzte Mal und sie bedanken sich zum Schluss mit einem Buch bei mir. Es war das Themenwörterbuch, was sie auch ständig benutzen und ich sehr toll fand, als ich es mir mal angesehen hatte. Jetzt kann ich (endlich) mal Wörter in ihrem sogenanntem semantischen Feld nachschlagen, ohne ständig über das Alphabet zu stolpern. Sowas kann ich nur empfehlen.
Mit Ania habe ich mich heute das letzte Mal getroffen und obwohl sie mir nichts mitgebracht hat, war ich am Ende zufrieden. Und hey, Monika und Paulina haben mir heute eine SMS mit der Nachricht geschrieben, dass sie die mündliche Deutschprüfung, auf die ich sie vorbereiten sollte, bestanden haben!
Der Tag heute war sehr, sehr warm und ich habe wenig, wenn auch die Nacht davor viel getrunken und diese Umstände kamen mir nicht gerade zur Nutze. Ich schlenderte schließlich langsam und energielos umher und weigerte mich, meinen Straßenbahnplatz für Frauen unter Fünfundsechzig frei zu machen.
Immer, wenn ich äußerst geschafft bin, gehe ich sehr langsam, weils dann einfach nicht schneller geht. So schlimm ist das aber auch nicht; eigentlich sollte ich viel öfter so langsam gehen, aber man hat ja noch sooo viel vor am Tage.

Jetzt war gerade mal wieder mein Nachbar da und gab mir Instruktionen von wegen morgendlichen Besuchs einiger Gasleute, die hier was einbauen und dann müssen die Gasgeräte ausgeschaltet sein. Haha, ich habe es verstanden! Nun ja, nicht alles, aber ein bisschen Deutsch spricht er auch. Dabei habe ich erfahren, dass der Standardausdruck für Gasthermen 'Junkers' ist. Interessant, nicht wahr?

Letztens war bei Anna inner Wohnung Pizzabacken und Urlaubsplanung angesagt. Die Pizza war lecker und am fünften Juli gehts ab in den Osten.
Während des Essens gabs auch was zu lachen, was Anna fast mit dem Leben bezahlt hätte. Ein kleines Stückchen Pizza geriet in die falsche Röhre und verursachte Sekunden des Schreckens. Ich weiß nicht genau, ob meine Schläge auf Annas Rücken soviel gebracht haben, aber das Wichtigste war, dass es ihr recht schnell wieder gut ging. Echt hej...

Morgen kommt die Maja mal wieder nach Poznań, um, wie ich glaube, ihre Magisterarbeit zu verteidigen, oder so. Naja, jedenfalls wird hier dann wieder groß gefeiert und dann... ja dann, dann sehen wir mal.

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