Mittwoch, 20. Februar 2008

Blaue Augen kommen auch nur von Melaninmangel

Vom 13.02.2008:
So sprach die Dani gestern Abend im Shishakeller. Heute Abend gehts jedoch in die Oper. 'Straszny Dwór' heißt das, äh, Stück? Oper? Oper, oder? Ja, sicher. Es geht angeblich um das alltägliche Leben der polnischen Oberschicht des 19. Jahrhunderts und soll ganz lustig sein. Naja klar, die hatten ja bestimmt auch was zu lachen - im Gegensatz zum Rest der Polen. Aber wie schon B.B. King sagte: "Die Sklaven waren nicht immer traurig," was er auf die Frage antwotete, warum er denn so fröhlichen Blues spiele.
Es wird sich jedenfalls todschick gemacht, also so richtig mit langem, kaputten Mantel und Sense und Skelettgrinsen und dann wird da immer so ganz langsam über den Boden geschlurft. Aber schon toll, dass es im Deutschen ein Wort wie todschick gibt. Der Gedanke ist einfach wundervoll, ein Wort durch die 'Vorsilbe' 'tod-' zu verstärken (wird im Englischen übrigens auch gemacht!). Macht aber auch Sinn, denn 'tot' ist nicht steigerbar. Dem Tod jedoch einen gewissen Schick zuzuschreiben - gibts das Wort überhaupt, 'Schick'? Andererseits gibt es jedes Wort, sobald es geäußert wurde - ist nicht ganz unseltsam. Wer den Gedanken weiterführen will, der kann es gerne tun, ich bitte darum. Wenn ich mir aber so angucke, wie der Tod in der deutschen Gesellschaft hinter den Friedhofstüren auf Distanz gehalten wird, dann würde es mich nicht wundern, wenn keiner etwas dazu sagt. Ich versuche in letzter Zeit immer, sowas in meine Einträge einzubauen. Als Provokation. An Sie.

Vom 14.02.2008:
Letztens ist mir dan noch was Verrücktes passiert, ihr glaubt es nicht. Erstmal war ich bei Pawełs Vernisage. Der ist nämlich Künstler und gibt mir Zeichenunterricht, wofür ich ihm wiederum Englischunterricht gebe.
Naja, er hatte da jedenfalls seine Vernisage und mit dahingekommen ist die Marta, aber es waren dann noch Paulina und so da und da war echt was los. Es handelte sich zwar nur um eine einzige Installation, aber es gab trotzdem viel Wein und verrückte Kunstleute. Hinterher lud der Künstler dann noch in die Czytelnia ein, die mir aufgrund der ERASMUSparties ein nicht ganz angenehmer Begriff ist. Der Ort an sich ist ja nett, aber wenn da überall Ausländer zu beschissener Musik rumhopsen und Fotos von sich selbst machen, na da bleib ich doch lieber woanders und... ach, es ist ja nicht so, als ob das alles Idioten sind, aber die Stimmung an diesem Ort ist mir einfach zu asipartyalkoholig. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, in der Czytelnia gab es ein Konzert. Wow, konnte ich da nur sagen, und die Sachen, die dort aufgebaut wurden (Saxofon, Bass, Computer, Schrott, Beamer und Kinderklavier, u.a.) versprachen viel. Dann kams auch recht dicke und zwar in Form von kultiviertem Krach. Allerdings muss ich mal sagen: Krach bleibt Krach und da will man als Zuschauer, bzw. -Hörer bei der Stange gehalten werden. Es wurde dann unsagbar laut und total asich. Aber mal im Ernst, Krachmusiker und Mischer haben jawohl ein Problem mit Lautstärke. Mischer, die schon seit Jahren in ihrem Beruf arbeiten, scheinen mit der Zeit wirklich schwerhörig zu werden - allerdings: lieber schwerhörig als schwer hörig, hahahaha - und dann klatschen die da einen Scheiß an Sound hin, was mich als audiophilen Musikhörer und Konzertbesucher gerne mal sauer aufstoßen lässt.
Irgendwann war das Gemetzel dann ja vorbei. Marta meinte, auf dem Klo wäre der beste Sound gewesen. Genau diese Beobachtung hatte ich auch auf dem Populariofestival in Deutschland gemacht. Wir sind dann auf die Idee gekommen, dass man doch einfach ein Konzert machen könnte, bei man Dixiklos vor die Bühne stellt um den Sound zu verbessern. Das wär mal was: Zwei- bis dreihundert Dixiklos auf einem Feld und eine Band nahc der anderen lässt die Sau raus. Fantastycznie!
Aber das war noch nicht alles! Nach dem 'Konzert' sprach mich nämlich einer an, der mal wissen wollte, woher ich denn käme und was ich so hier mache ud so. Es stellte sich heraus, dass er die 'Band' gut kennt und selber Schlagzeuger ist und außerdem für eine Fluggesellschaft arbeitet.
"Hättest du nicht Lust, auch bei uns zu arbeiten? Wir brauchen noch Muttersprachler aller Sprachen für die Kundenbetreuung." Tja, und jetzt bin ich wirklich am Überlegen, ob ich dan nicht einfach mal so zum Spaß, einen Monat lang Anrufe meist frustrierter deutscher Linienflieger entgegennehmen soll.
Man wird sehen.
Während des Konzerts sind, bis auf Marta, alle Freunde und Bekannten von mir abgehauen. Paweł meinte: "Wir gehen noch da und da hin, komm doch mit oder wenigstens nach, denn das wäre mir echt wichtig und ich hätte dich da gerne mit bei, Alter." Also hab ich erst Marta nach Hause gebracht und bin dann nochmal in die Kisielice, denn Freunde lässt man ja ungern hängen. Ich war dann auch da und Paweł lattenstramm und hat mich gar nicht bemerkt und dann haben die alle auf Polnisch bei lauter, allerdings sehr sehr guter Musik gequatscht. Es ging dann dort also eher. Mit Felek konnte ich aber gut quatschen, ywar nicht viel, aber wenn, dann gut, weil Felek stottert. Für ihn mag das gesellschaftlich ungeil sein, aber dadurch hat er langsamer geredet und ich konnte ihn tatsächlich von allen am besten verstehen. Er mag gerne Kraftwerk hören. Ich ja nicht so sehr, hab ich aber auch noch nie so richtig mit denen beschäftigt.
Die gute Musik, die dort lief, die war von Trans Am. Musste ich nämlich nach fragen, weil die echt gut war! Hört mal rein, wenn ihr die Chance habt. Das ist noch minimalistischer Intrumentalrock, der aber ziemlich fetzt.
Hahaaaa, und was kommt jetzt? Na die Oper!!
Straszny Dwór ('Verwünschtes Herrenhaus') hieß das Ding ja und ich hab mich schick gemacht und es hat Spaß gemacht. Die Handlung hatte ich mir vorher von Anna erklären lassen, was die ganze Chose stark vereinfachte. Teilweise wars etwas lahm, aber die Sänger waren wirklich gut. Essen war dann hinterher und hinter dem Essen dann noch Trinken. Aber nicht zuviel. Es ist ja nicht so, als ob ich mich hier andauernd plattmach, nein nein nein! Platt zu sein macht auch keinen Spaß, wirklich nicht.
Morgen gehts zu den Wölfen in Stobnica. Angeblich gibts da Wölfe in natürlicher Umgebung, aber wahrscheinlich mit Zaun und dann noch ein Lagerfeuer mit Würstchen. Ich schreib dann mal wieder, wies war.

Vom 20.02.2008:
Jo, da wurde lange nix mehr geschrieben. Die Wölfe waren in Käfigen und kommen später aber in ein großes Areal, in dem die dann rumlaufen und Pferde jagen können. Ich bekam ein Bier und habe als erster und fast einziger ein Würstchen am Lagerfeuer gegrillt, denn es war kalt, aber die hatten sich extra solche Mühe mit dem ganzen Kram gegeben, da wollte ich dann auch grillen. Dann wurde wieder gegessen und zwar Gebäckkram. Die Franzosen waren sehr erstaunt, wieviel man so als Stefan essen kann. Mein Gott, wie unausführlich, aber sprecht mich einfach drauf an, dann sag ich Euch, was so passiert ist.
Außerdem war ich auhf einem sehr guten Konzet der Band Japanther. Die andere erwähne ich mal nicht, denn die waren etwas albern und gewollt müllig. Wenn ich so drüber nachdenk, dann war das nicht so toll. So, und das ist alles, was ich über sooo viele Tage schreiben kann? Naja, nee, denn es gab auch eine Party bei mir.
Ich mag es aber nicht, wenn man am Ende von Parties YouTube schaut. Bei YouTube gibt es Videos. Viele, und die kann man sich dann angucken. Es findet sich immer ein Spinner, der da voll drauf abfährt. Verrückt. Hinterher war ich ziemlich kaputt und das war ich auch gestern. Ich gehe heute früh ins Bett und dann werde ich morgen mal in der Kisielice anfragen, wann ich da mal spielen kann. Ja.
Auuußerdem werde ich bald ein Praktikum in der Neofilologia machen. Ich werde in Deutschkursen der uni hospitieren und ein Turorium anbieten, um den 'schwächeren' Studis zu helfen, ihr Deutsch zu verbessern und durch 'ne wichtige Prüfung zu kommen. Mein Blog wird Pflichtlektüre, haha!

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